Das Gerücht, Albert Einstein sei sehr religiös gewesen, vor allem fest gemacht an dem ihm zugeschriebenen Spruch „Gott würfelt nicht“ hält sich ja insbesondere in religiösen und esoterischen Kreisen recht hartnäckig.
Dies berühmt berüchtigte „Gott würfelt nicht“ sagte er aber so nie. Er sagte „I cannot believe that God plays dice with the cosmos“ und dies war keine religiös gemeinte Äußerung, sondern beschrieb seine Probleme mit der Quantenphysik.
In einem Brief vom 4. Dezember 1926 (Einstein-Archiv 8-180, zitiert nach Alice Calaprice) an Max Born schreibt Einstein:
„Die Quantenmechanik ist sehr Achtung gebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt.“
1929 äußerte Einstein gegenüber dem New Yorker Rabbi Herbert Goldstein (Zit. nach Brian, Dennis: Einstein: A Life. New York: John Wiley & Sons 1996. S. 127):
„Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart, nicht an einen Gott, der sich mit Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt.“
Zum Jahreswechsel 1932/33 verfasst Einstein sein „Glaubensbekenntnis„, das schön zeigt, dass, was er unter Religiosität versteht, keineswegs das üblicherweise darunter Verstandene ist – und mir aus der Seele spricht 😉
25 Jahre später, in einem Brief vom 24. März 1954 (Albert Einstein: The Human Side. Hrsg. von Helen Dukas und Banesh Hoffman. Princton, New Jersey 1981, S. 43., Übersetzung: Andreas Müller) erklärt Einstein deutlich:
„Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann.“
Ein am 3. Januar 1954 – ein Jahr vor seinem Tod – handgeschriebener Brief von Albert Einstein an den Philosophen Eric Gutkind (der ihm eine Kopie seines Buches „Choose Life: The Biblical Call to Revolt“ geschickt hatte), der diese Tage bei einer Auktion in London für umgerechnet 261.000 Euro den Besitzer wechselte, offenbart weiteres Interessantes über sein Verhältnis zur Religion:
„Das Wort Gottes ist für mich nicht mehr, als der Ausdruck und das Produkt menschlicher Schwächen. Die Bibel ist eine Sammlung ehrbarer, aber dennoch primitiver Legenden, welche doch ganz schön kindisch sind. Keine Interpretation, wie feinsinnig sie auch sein mag, kann das (für mich) ändern.
Für mich ist die jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens. Und das jüdische Volk, dem ich gerne angehöre und dessen Mentalität ich mit einer großen Verbundenheit gegenüberstehe, hat für mich keine andere Qualität als alle anderen Völker. So weit meine Erfahrung reicht, sind sie nicht besser als andere Gruppen von Menschen, obwohl sie von den schlimmsten Krankheiten durch einen Mangel an Macht beschützt werden. Davon abgesehen kann ich nichts ‚Auserwähltes‘ an ihnen erkennen.“